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Ergebnisse der IGLU-Studie 2021: schwächere Lesekompetenz bei Schüler:innen und fehlende Chancengleichheit

© Anastasia Shuraeva (Pexels)

In einem 5-Jahres-Zyklus testet die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) die Lesekompetenz von Viertklässler:innen im internationalen Vergleich. Deutschland hat 2021 zum fünften Mal an der Erhebung teilgenommen, etwa 4.600 Schüler:innen waren beteiligt.

Die aktuellen Ergebnisse der Untersuchung demonstrieren, dass die mittlere Lesekompetenz der Viertklässler:innen in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahreserhebungen deutlich gesunken ist. Bei einem Viertel der Schüler:innen ist die Lesekompetenz unzureichend. Laut der Geschäftsführenden Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) Nele McElvany, die die Untersuchung wissenschaftlich leitete, könne nur ein Teil des Leistungsabfalls in Deutschland durch pandemiebedingte Beeinträchtigungen und die sich verändernde Schülerschaft erklärt werden. Es müsse klar festgehalten werden, dass der Abwärtstrend der Leistungen bereits seit 2006 besteht.

Die Untersuchung zeigt außerdem, dass die Unterschiede zwischen guten und schwachen Lesenden in Deutschland seit 2001 zugenommen haben. Zusätzlich ist der Anteil der guten bis sehr guten Lesenden von 2001 bis 2021 gesunken, während der Anteil der schwächeren Lesenden gestiegen ist. Die Studie lässt auch erkennen, dass Leistungsunterschiede und Gymnasialempfehlungen im Zusammenhang mit der familiären Herkunft der Grundschüler:innen stehen. Bei anderen an der Studie beteiligten Ländern sind die sozialen und migrationsbezogenen Leistungsunterschiede teilweise nicht so stark ausgeprägt wie in Deutschland

Aus den Ergebnissen resultiert, dass die Lesekompetenz in Deutschland schon in den ersten Grundschuljahren viel systematischer gefördert werden muss. Leser:innen mit Schwächen müssen deutlich mehr Unterstützung erhalten, während besser Lesende die Möglichkeit bekommen müssen, ihre Lesekompetenz weiter auszubauen. Allein bei der Unterrichtszeit, die wöchentlich für lesebezogene Aktivitäten eingeplant wird, liegt Deutschland mit 141 Minuten deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 200 Minuten. McElvany schlussfolgert: „In Bezug auf die substanziellen Bildungsungleichheiten zeigt IGLU, dass sich in den letzten 20 Jahren in Deutschland praktisch nichts verändert hat.“

Eine Pressemitteilung des IFS und ausführliche Informationen zur IGLU-Studie 2021 finden Sie hier.

Anlässlich der Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 hat der Arbeitskreis für Jugendliteratur ein Positionspapier mit neun konkreten Forderungen zu Leseförderungsmaßnahmen an die Politik verfasst, das Sie hier finden.