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„Drei Steine“: eine autobiografische Graphic Novel

Cover: Drei Steine

© Panini Verlag

Dortmund-Dorsfeld, Anfang der 80er Jahre: Nils ist neu an der Wilhelm-Busch-Realschule und macht sich schnell Feinde. Sein Fehler war, einem rechtsradikalen Mitschüler zu widersprechen und ihn vorzuführen. Was folgt, ist eine Eskalation der Gewalt. Menschen, die Nils eigentlich helfen müssten, tun das nicht. Weder seine Eltern noch Lehrer:innen unterstützen ihn. Stattdessen verschließen sie die Augen und geben Nils die Schuld an seinen Problemen. Zum Teil sympathisieren sie offen mit den Rechtsextremen wie etwa der alte Geschichtslehrer. Nur ein Kumpel seines älteren Bruders springt Nils in der Not bei und bezieht dafür Prügel. Nils selbst wird irgendwann so schlimm zusammengeschlagen, dass es an ein Wunder grenzt, dass er heute Zeugnis von seiner Schulzeit ablegen kann.

Nils Oskamps autobiografische Graphic Novel „Drei Steine“ zeigt auf, wie die rechtsradikale Szene Dortmunds in den 80ern ihr Unwesen treibt, mithilfe von Altnazis neue Mitglieder wirbt und Gegner:innen terrorisiert. Dass die Erlebnisse bis heute psychische Folgen für Oskamp haben, wird zumindest impliziert. Die Graphic Novel setzt mit einem furchtbaren Alptraum des erwachsenen Oskamp ein, in dem ein Junge von Skinheads brutal zusammengeschlagen wird. Erst im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass dies nicht nur ein Alptraum, sondern wirklich passiert ist. Die Handlung wird auf zwei Ebenen erzählt. Da sind die Ereignisse aus der Schulzeit, dargestellt in schwarzweißen Zeichnungen, und die Rahmenhandlung aus der Gegenwart in Sepiatönen, in der der erwachsene Oskamp seinem Sohn von seiner Jugendzeit berichtet. Die Schilderungen zeichnen ein bedrückendes Bild und verdeutlichen zugleich, wie die Neonazi-Szene Dortmunds, die auch heute noch gut vernetzt und präsent ist, sich beinahe ungehindert formieren konnte.
Im Anhang der Graphic Novel ist neben einem Nachwort des Autors auch ein Aufsatz von Alice Lanske (Amadeu Antonio Stiftung) abgedruckt, in dem sie die Entwicklung der Dortmunder rechtsextremen Szene seit 1980 aufzeigt und Schlüsselfiguren der Szene benennt.

Nils Oskamp: „Drei Steine“. Stuttgart: Panini Verlag, 2021. Ab 14 Jahre.