Nach „Geniale Nasen“ (2023) und „Geniale Ohren“ (2024) gibt es jetzt auch „Geniale Augen“. Wie in den Vorgängerbänden werden die einzelnen Tiere, die über besondere Augen verfügen, mit Text und farbigen Zeichnungen vorgestellt. Sie werden dabei in einzelne Gruppen – laut Inhaltsverzeichnis – zusammengefasst: Riesenaugen, geschmückte Augen, wandelbare Augen bis hin zu Viel-, Stiel- und Schreckaugen. Auch Tränen und Augenbotschaften werden eigene Kapitel gewidmet.
Als Leser:in begegnet man in dieser Sammlung Superlativen wie den Straußenaugen, die mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern die größten Augen unter allen Landlebewesen sind, oder den Adleraugen, die ein Kaninchen aus bis zu eintausend Metern Entfernung erspähen. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Die Augen von Chamäleons sind unabhängig voneinander beweglich, Urutau-Tagschläfer können mit geschlossenen Augen und Vieraugen-Fische gleichzeitig über und unter Wasser sehen. Wirbeltiere produzieren Tränenflüssigkeit, allerdings zur Befeuchtung und Versorgung der Augen mit Nährstoffen oder zur Reinigung, nicht, um Gefühlen wie Traurigkeit oder Freude Ausdruck zu verleihen.
Das spielerisch gestaltete Layout mit farbigen Info- Kästchen in Wolken-, Stern- oder Blasenform sowie witzigen, in blassen Farben gehaltenen grafischen Buntstiftzeichnungen und kurzen Textblöcken lädt ein, in diese besondere Tierwelt einzutauchen. Die Sprache ist mit vielen Fachbegriffen (z. B. auch den lateinischen Bezeichnungen der einzelnen Tiere) anspruchsvoll, aber durchaus lebendig und bildreich. Man kann darüber streiten, ob lateinische Begriffe in einem Kinderbuch sinnvoll sind oder nicht. Im Sinne der Mehrsprachigkeit und im Hinblick auf absolutes Expertenwissen, für das bestimmte Kinder sich ja auch immer begeistern können, ist dieses durchaus eine Bereicherung.
Das Vorsatzblatt bietet eine Übersicht über die einzelnen Kontinente mit den dort vorkommenden Tieren, das Nachsatzblatt eine nach Größen und Längen der Tiere geordnete Darstellung. Ein besonderer Eye-Catcher: die Augen auf dem Cover leuchten in der Dunkelheit.
Ein Glossar mit ausführlichen Erklärungen einzelner Fachbegriffe erleichtert den Zugang und fördert den Aufbau eines Fachwortschatzes. Ein alphabetisches Register mit den lateinischen Begriffen und entsprechenden Übersetzungen ermöglicht den Zugriff auf bestimmte Tiere. Allerdings ist es nicht ganz nachvollziehbar, wieso die alphabetische Ordnung sich an den lateinischen Namen und nicht an den deutschen Tierbezeichnungen orientiert. Denn wer sucht gezielt nach Begriffen wie Bombina Variegata?
Ein Sachbilderbuch mit kuriosen Fakten über Augen in der Tierwelt, das für die Anschaffung in einer Schulbibliothek geeignet ist: für Referate oder einfach nur zum Stöbern und Amüsieren.
Lena Anlauf und Vitali Konstantinov: Geniale Augen. Eine kuriose Tiersammlung. Zürich: NordSüd, 2025. Ab 5 Jahren