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Glasfäden: ein interaktiver Comic über vietnamesische Vertragsarbeiter:innen in der DDR

© Causa Creations

Viele wissen heute nicht mehr, dass es Arbeitsmigration auch in die DDR gab. Sogenannte Vertragsarbeiter:innen aus Bruderstaaten der DDR reisten für eine begrenzte Zeit ein, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Viele von ihnen kamen aus Vietnam. Der interaktive, multi-mediale Comic „Glasfäden“ von Lisley Viraphong folgt einer vietnamesischen Facharbeiterin aus Hanoi in die DDR. Sie kommt im November 1988 in die DDR, erlebt den Mauerfall und entscheidet sich, trotz massiver fremdenfeindlicher Anfeindungen in Deutschland zu bleiben. Sie heiratet und bekommt einen Sohn und eine Tochter, die die Geschichte ihrer Mutter erzählt.

Dieser Comic sei jedem ans Herz gelegt, denn er ist ein Erlebnis für fast alle Sinne. Der Comic ist schwarz-weiß gehalten, nur ab und zu ist ein Farbtupfer eingefügt. So trägt die Mutterfigur immer ein grünes Kleidungsstück, die Tochter später lila. An geeigneten Stellen wird die Geschichte mit Geräuschen untermalt, werden originale Fotos statt gezeichneter Bilder eingefügt. Ab und zu werden die Leser:innen zu Handlungen aufgefordert. So müssen z.B. Kleidungsstücke in einen Koffer gelegt und ein Pass mit einem Stempel versehen werden.  Immer wieder werden kurze Interviewsequenzen mit zwei vietnamesischen Auswanderinnen und zwei hier geborenen Deutsch-Vietnamesinnen eingefügt. Diese multimediale Mischung involviert die Leser:innen in die Geschichte, macht das Ereignis der Auswanderung, die Konfrontation mit Rassismus und Gewalt sowie das Leben mit und zwischen zwei Kulturen erfahrbar.

Die Handlung selber basiert auf Interviews mit ehemaligen Vertragsarbeiter:innen und ihren Nachkommen und gewinnt dadurch ein hohes Maß an Authentizität. Gerade im schulischen Kontext ist der Einsatz des digitalen Comics ab der 7. Klasse lohnenswert. Er kann zum Beispiel im Fächerübergriff mit Politik und Kunst genutzt werden und in die Erstellung eigener, multimedialer Comics münden, die auf Gesprächen mit Auswander:innen basieren. Umsetzbar wäre ein solcher Comic mit der App Book Creator.

„Glasfäden“ kann kostenlos im App Store und bei Google Play heruntergeladen und auf allen Geräten (PC, Tablet und Smartphone) gelesen werden.

Lisley Viraphong: „Glasfäden. Aus dem Osten in den Osten.“ Ab 12 Jahren.