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Kusinenkram und Kunforak: von Geheimsprachen, Schätzen und Abenteuern

© Tulipan

Seit Wochen fiebern die Kusinen Sofie und Freya auf den gemeinsamen Campingurlaub ihrer Familien in Dänemark hin und schmieden Pläne. Da beide im Grundschulalter und damit Handys (noch) nicht angesagt sind, greifen sie zu Bleistift und Notizblock, um sich darüber auszutauschen, was sie unbedingt mitnehmen und gemeinsam unternehmen wollen. So touren die Briefe der beiden in immer schnellerem Wechsel zwischen Mühlheim und Mönchengladbach hin und her und die Vorfreude steigt, bis man die Resttage bis zum Abreisetag an zwei Fingern abzählen kann. Doch dann passiert die Sache mit dem Starkregen, der den gesamten Campingplatz „versenkt“, sodass der Urlaub mitsamt dem (Pfingst)Wunder, auf das die Kusinen bis zuletzt gehofft haben, einfach ins Wasser fällt. Echt nicht wahr! Doch was wäre eine Sommerlektüre, wenn hier nicht doch noch ein Wunder geschieht, das lediglich etwas anders aussieht als erwartet. Anstelle des geplanten Campingurlaubs findet ein Zeltwochenende in Sofies Garten statt, bei dem die beiden rund ums Haus kleine Zettel mit wundersamen Wörtern entdecken. Am Zelt klebt ein Zettel mit der Aufschrift „Smeg“, das Vogelhaus ist mit „Kiebulert“ beschriftet und „Wuck“ muss wohl so etwas wie „Gras“ heißen. Es beginnt eine wilde Wörterjagd, bis die Kusinen schließlich sogar eigene Geheimschriftwörter erfinden. Diese sammeln sie in einem höchstgeheimen „Kunforak“ (Wörterbuch), bis sich daraus ihre ganz eigene Kusinensprache „Varonisch“ entwickelt. Die ist natürlich nicht nur beim Briefeschreiben nützlich, sondern auch dann von Vorteil, wenn es Dinge zu besprechen gibt, die Sofies älterer Bruder Johannes und die Erwachsenen nicht mitbekommen sollen. Mit der Geheimschrift im Gepäck erleben Sofie und Freya in den nächsten Monaten noch unzählige spannende und witzige Abenteuer, die sich perfekt als Sommerferienlektüre eignen. Wer mag, kann sich durch die Hauptfiguren außerdem zum Schreiben und Versenden von Urlaubsgrüßen in Varonisch oder einer selbst erfundenen Geheimschrift inspirieren lassen.

Die knapp hundertfünfzig Seiten umfassende Geschichte wird überwiegend aus der Ich-Perspektive von Freya erzählt. Aufgelockert wird die Erzählung durch die Briefwechsel der beiden Mädchen, die als Notizzettel in unterschiedlichen Schriftarten in den Text eingefügt sind. Zusätzlich strukturieren zahlreiche Schwarz-Weiß -Zeichnungen, die von ganzseitigen Illustrationen bis hin zu kleinen Vignetten reichen, den Text. Einzelne Geheimschrift-Wörter oder kurze Sätze in Varonisch sind so in den Text eingeflochten, dass deren Bedeutung sich geübten Leser:innen aus dem Sinnzusammenhang erschließt. Für weniger geübte Leser:innen besteht die Möglichkeit, diese Wörter im Kunforak-Wörterbuch im Anhang nachzuschlagen. Außergewöhnlich ist, dass das Varonische keinen komplizierten Verschlüsselungsregeln folgt. Bei der Übersetzung ins Varonische muss nur die Silbenzahl eines Wortes erhalten bleiben. Dies fördert den kreativen Umgang mit Sprache und die Lust am Fabulieren und lustigen Sprachspielereien.

Ein Buch (nicht nur) für all diejenigen Leser:innen, für die der Klang einer fremden Sprache zum Urlaub genauso dazu gehört wie Sonne, Sand und Meer.


Nikola Huppertz: Kusinenkram und Kunforak. München: Tulipan, 2024. Ab 9 Jahren.