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Buchstaben lernen: Lautgebärden

Frühe literale Bildung ab der 1. Klasse

Während des Leselehrgangs in der 1. Klasse müssen Schüler:innen sich eine Vielzahl an Laut-Buchstaben-Zuordnungen einprägen. Der Einsatz von Lautgebärden kann hier als wirksame Unterstützung dienen. Diese Lautgebärden oder Laut-Handzeichen bilden eine Art Brücke zwischen Laut und Buchstabe. Anknüpfend an Hand- und Fingerspiele aus dem vorschulischen Bereich fördern sie das Zusammenspiel von Sprache, Hand und Auge. So wird beim Erlernen von Buchstaben ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt und die Laut-Buchstaben-Zuordnungen über mehrere Kanäle sicher verankert. Die einzelnen Lautgebärden bestehen aus je einer passenden (Hand-)Bewegung, die einem bestimmten Laut zugeordnet ist und als ein Symbol für ein Schriftzeichen eingesetzt wird. Die Lautgebärden orientieren sich ganz bewusst an unterschiedlichen Aspekten wie z.B.

  • der Artikulationsstelle bei der Lautbildung
    (Bei „l“ imitieren die nach oben gekrümmten Finger der Lautgebärde z.B. die Zungenstellung.)
  • dem Bedeutungsgehalt eines Lautes
    (über die Wange streichen bei „Ei“)
  • an Assoziationen mit Geräuschen
    (Summen der Biene bei „S“)
  • der Schreibweise des zugehörigen Buchstaben
    (drei Finger auf dem Mund als Zeichen für die drei Beinchen beim kleinen „m“)

Der jeweilige Bezug wird den Kindern mit Einführung der Lautgebärde verdeutlicht, damit sie als Eselsbrücke genutzt werden kann. Zusätzlich sollten die Kinder Zugang zu einer Übersicht aller Lautgebärden haben. Einzelne Schulbuchverlage sind dazu übergegangen, die Lautgebärden direkt in die zum jeweiligen Lehrwerk verfügbaren Anlauttabellen im Großformat aufzunehmen. Teilweise enthalten diese Tabellen QR-Codes, über die ein Video mit der zugehörigen Lautgebärde aufgerufen werden kann. Ein Beispiel dazu findet man hier.

Da es unterschiedliche Lautgebärdensysteme gibt, ist hier eine Orientierung am Lehrwerk oder eine schulinterne Absprache sehr wichtig. Ein beispielhaftes Lautgebärden-Alphabet mit Anweisungen zum Ausführen der Gebärden findet man als kostenlosen Download hier.

Ideen für den Einsatz von Lautgebärden im Unterricht

Im Unterricht können Lautgebärden das Lesenlernen in folgenden Situationen unterstützen:

Unterscheidung ähnlicher Laute und Buchstaben

Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, vom Schriftbild her ähnliche Buchstaben wie z.B. b/d oder m/n zu unterscheiden, kann die Lehrkraft hier beim Lesen von Buchstaben und Silben durch Ausführung der passenden Lautgebärde nonverbal unterstützen. Dasselbe gilt für die Unterscheidung ähnlicher Laute wie z.B. d/t oder g/k.

Syntheseübungen

Das erste Zusammenziehen von zwei Buchstaben fällt den Kindern häufig leichter, wenn das Lautieren der Buchstaben durch das Ausführen der entsprechenden Lautgebärden unterstützt oder vorbereitet wird. So kann als Vorübung zum Erlesen von Buchstabenverbindungen zunächst mit aneinandergefügten Wortgebärden gearbeitet werden, die die ganze Klasse gemeinsam im Chor spricht, bevor dann zum Erlesen der entsprechenden Verbindungen in Schriftform übergegangen wird. Analog lässt sich so auch das Erlesen von Silben und kurzen Wörtern unterstützen.

Erraten von Geheimschrift-Wörtern

Können bereits erste Wörter gelesen werden, haben die Kinder großen Spaß daran, ihren Mitschüler:innen ein Wort in Geheimschrift (Gebärdensprache) zu präsentieren. Das Kind, das das Wort entschlüsseln kann, darf das nächste Rätsel stellen. Zusätzlich können die errätselten Wörter an die Tafel geschrieben werden. Für diese Übung ist es wichtig, dass die einzelnen Gebärden im Klassenraum aushängen, so dass die Kinder sich bei Unsicherheiten daran orientieren können.

Festigung von Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Die Laut-Buchstaben-Zuordnungen können durch unterschiedlichste spielerische Zuordnungsübungen gefestigt werden, in die auch die Lautgebärden mit einbezogen werden. Für die Aufgaben werden Buchstabenkarten und Lautgebärden-Karten in Postkartengröße benötigt. Folgende Übungen bieten sich an:

Buchstabenkreis

Auf jedem Stuhl im Sitzkreis liegt eine Buchstabenkarte. Die Schüler:innen ziehen je eine Lautgebärden-Karte und suchen anschließend den passenden Platz im Sitzkreis. Reihum zeigt jedes Kind sein Pärchen, führt die Lautgebärde aus und lautiert dabei den Buchstaben. Dies kann gemeinsam von der ganzen Klasse wiederholt werden, bevor das nächste Kind an der Reihe ist. Um die Übung zu variieren, können anstelle der Lautgebärdenkarten auch passende Anlautbilder verteilt werden, wobei dann bei der Vorstellungsrunde im Kreis die passenden Lautgebärden ergänzt werden sollten.

Menschenmemory

Die Kinder einer Klasse erhalten zur Hälfte Buchstabenkarten und zur Hälfte Karten mit Lautgebärden. Sie halten sich die Karten vor die Brust, gehen durch den Klassenraum und bleiben stehen, wenn sie den passenden Partner gefunden haben. Die Vorstellung der Paare erfolgt wie beim Buchstabenkreis.

Vier-Ecken-Spiel

In jeder der vier Ecken des Klassenraums steht ein Kind, das eine Lautgebärde wiederholt ausführt. Die übrigen Kinder erhalten passende Buchstabenkarten oder Anlautbilder und gehen in die richtige Ecke. Kinder, die keine zu ihrem Anlautbild oder Buchstaben passende Lautgebärde finden, versammeln sich in der Mitte des Klassenraums. Mit einer Vorstellungsrunde sollte das Spiel wie beim Buchstabenkreis beendet werden.

Varianten

Alle drei Vorschläge können abgewandelt werden, so dass neue Spielvarianten entstehen.
Es ist auch möglich, diese Übungen mit einzelnen Kindern sowie in Partner- und Gruppenarbeit durchzuführen.

In der Einzelförderung leseschwacher Schüler:innen lassen sich einzelne Lautgebärden auch dann einsetzen, wenn diese im Klassenunterricht nicht verwendet werden. So kann ein ganz neuer Zugang zu den Laut-Buchstaben-Zuordnungen eröffnet werden, die den Kindern besonders schwerfallen.

Weitere Praxistipps zur Festigung von Laut-Buchstaben-Zuordnungen

 

Die Lautgebärden wurden übernommen aus „ABC der Tiere 1 – Die Silbenfibel“, © Mildenberger Verlag.
Bestell-Nr. 1405-90.

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