Die Geschichte beginnt damit, dass der 9-jährige Leo am Esstisch verkündet, dass er einen neuen Namen habe und ab sofort nicht mehr Leo, sondern Jennifer heiße. „Woher Jennifer plötzlich ihren echten Namen kennt, weiß sie selbst nicht. Aber sie ist sehr froh, eines Tages endlich mit ihm aufgewacht zu sein. Wie mit etwas, mit dem man besser atmen kann, ist er aus ihrer Brust gekommen und hat sich gut angefühlt.“
Die Reaktionen der wichtigsten Personen in Jennifers Umfeld sind höchst unterschiedlich: der Vater schäumt, die Mutter nimmt ihr Kind ernst, der Opa poltert, die Oma will keinen Streit, die Lehrerin ist besorgt, die Mitschüler:innen nehmen es gelassen und der zur Familie gehörenden Katze ist es – wie der Titel schon sagt – ganz egal. Während Jennifer mit wachsender Begeisterung Nachthemden, freche Zopffrisuren, Kleider und Lippenstift ausprobiert, wird den Leser:innen langsam klar, dass es Leo nicht nur um einen neuen Namen, sondern um eine neu Identität geht. Diese vertritt Jennifer unbeirrbar und ohne Scheu, die Dinge beim Namen zu nennen. „Nicht jeder mit Penis, ist ein Bub“, behauptet Jennifer erstaunlich selbstbewusst und bringt damit den ein oder anderen Erwachsenen zum Nachdenken über konventionelle Vorstellungen und traditionelle Geschlechterrollen.
So wird ein ernstes und sensibles Thema sehr spaßig und kindgerecht angepackt. Die geschilderten komischen und schwierigen Situationen und Verwicklungen in Jennifers neuem Alltag werden in einem leicht ironischen Tonfall erzählt. Anstelle pädagogischer Botschaften und erhobener Zeigefinger gibt es kluge Bemerkungen und überraschende Einsichten.
Die in den Text eingestreuten schwarz-weiß-rot gehaltenen comicähnlichen Zeichnungen greifen den Sprachwitz des Textes gekonnt auf. Die ausdrucksstarke und witzige Mimik der dargestellten Personen zeigt den liebevollen Blick der Autorin auf die Hauptpersonen der Handlung.
Eine grandiose Transgender-Geschichte für Kinder ab der 4. Klasse. Das Buch ist auch als Hörbuchversion erhältlich, in der der Wiener Slang der Geschichte besonders authentisch zum Ausdruck kommt.
Franz Orghandl: Der Katze ist es ganz egal. Leipzig: Klett Kinderbuch, 2020. Ab 9 Jahren.