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Der Sternsee – ein Wunder aus Eis

© Hammer

Die Geschichte spielt in einer Hochhaussiedlung und damit in einer eher ärmlichen und alles andere als schönen Wohngegend, die um einen See angeordnet ist. Aus einem der vielen Hochhäuser von oben betrachtet zeigt sich die Sternform des Sees, der wie verzaubert wirkt, wenn die Nacht alles ins Dunkel taucht, so dass sich auf der Wasseroberfläche die Lichter der umliegenden Hausfassaden und der Sternenhimmel spiegeln. 

Die Geschehnisse werden aus der Ich-Perspektive erzählt. Für die Hauptfigur und ihre Freunde Sissi, Anastasia und Mo, ist der See nicht nur Treffpunkt, sondern Lebensmittelpunkt und etwas, das zu jeder Jahres- und Tageszeit verlässlich immer da ist.

Dann passiert etwas Besonderes: Es ist Winter und Dauerfrost und der See friert innerhalb weniger Tage zu und kann betreten werden. Die vier Freund:innen holen Schlittschuhe und Schlitten heraus und lassen sich von der besonderen Winterstimmung auf dem See verzaubern. Äußerst merkwürdig ist allerdings, dass der See nach dieser Frostphase nicht wieder auftaut, weder im Frühjahr noch im Sommer. Das sorgt weit über die Grenzen der Hochhaussiedlung hinaus für Aufregung. Fernsehteams reisen an, um über den See zu berichten, Touristen, um Fotos zu schießen und Wissenschaftler, um das Phänomen des „ewigen Eises“ zu erforschen. Dadurch ändert sich das Leben in der Wohnsiedlung grundlegend.  Erst als im September die dicke Eisschicht des Sees unerwartet zu schmelzen beginnt und aufbricht, erwarten alle sehnlichst, dass nun der gewohnte Alltag wieder einkehren kann. Dem ist allerdings nicht so, denn die vier Freunde stellen fest, dass sie selbst sich während der zurückliegenden Monate verändert haben. Zwar sind sie immer noch die gleichen Menschen, aber ihr Blick aufeinander ist im Übergang von der Kindheit zum Jugendalter ein anderer geworden. Dies zeichnet sich durch eine vorsichtige Liebe zwischen Sissi und dem Erzähler-Ich ab, die auf den letzten Seiten der Geschichte angedeutet wird.

„Sternsee“ ist eine Geschichte, die ohne viel Handlung auskommt und in wenigen kurzen Kapiteln erzählt ist. Sie besticht durch markante Charaktere sowie klare und präzise Formulierungen, die in ihrer Einfachheit oft poetisch anmuten. Die in Blautönen gehaltenen Illustrationen ergänzen das Erzählte inhaltlich und sprachlich sehr eindrucksvoll. Sie zeigen die Hauptfiguren, das Wohnumfeld sowie Ausschnitte der Handlung und lassen Leser:innen tief in die besondere Atmosphäre der Erzählung eintauchen.
Ein Buch der leisen Töne: sensibel, poetisch und berührend, das sowohl für junge als auch erwachsene Leser:innen absolut zu empfehlen ist.

Will Gmehling: Der Sternsee. Wuppertal: Hammer, 2025. Ab 9 Jahren.