Wer erinnert sich nicht an dieses Gefühl aus Kindheitstagen, das sich einstellt, wenn der eigene Geburtstag, auf den man lange gewartet hat, wie im Fluge vergangen ist? Kaum sind alle Geschenke ausgepackt und die letzten Gäste gegangen, wird klar, dass man nun ein ganzes Jahr, also unendlich lange auf den nächsten Geburtstag warten muss. Wieso kann man nicht einfach am nächsten Tag wieder Geburtstag haben? Geht halt nicht! Falsch, geht doch, zumindest in dieser fantasievollen Bilderbuchgeschichte.
Eine bunte Geburtstagswimpelkette lockt die Leser:innen vom Buchcover über Vorsatzpapier und Titelseite direkt in die Geschichte. Die Geburtstagsfeier ist in vollem Gange. Man sieht Geburtstagskind Susan beim Topfschlagen, während die übrigen Geburtstagsgäste am Wohnzimmertisch die letzten Schokomuffins verputzen. Auf der nächsten Doppelseite ist die Feier bereits vorbei. Es wird gezeigt wie Susans Vater zuerst staubsaugt, dann den Abwasch macht und schließlich Susan ins Bett bringt, stets begleitet durch ihre seufzenden Worte „Ich wünschte, ich könnte jeden Tag Geburtstag haben“. Papa sagt nichts, aber macht das Unmögliche möglich: Als Susan am nächsten Morgen in die Küche kommt, steht dort wieder ein Geburtstagskuchen neben einem Berg von Geschenken und der obligatorischen Geburtstagskrone. Am Nachmittag wird wieder gefeiert. Diesmal ein „Piraten-Einhörner-Fest“. So geht es schließlich die ganze Woche weiter: Am Dienstag feiern sie im Hinterhof, am Mittwoch im Keller und Donnerstag auf dem Dach. Jeden Tag aufs Neue das „volle Programm“, auch wenn Susan jeden Morgen zunehmend energisch verkündet. „Heute ist nicht mein Geburtstag!“. Am Freitag hat sie die Nase endgültig voll vom Feiern, von Geschenken und Gästen. Papa hat zum Glück ein Einsehen und wirft die Überraschungsgäste kurzerhand raus. Schließlich verbringen die beiden einen Tag voller Zeit zu zweit, der sich mindestens so schön anfühlt wie ein ewig herbeigesehnter Geburtstag.
Insgesamt eine eindrückliche und turbulent erzählte Geburtstagsgeschichte, die ein wenig an das Märchen vom „Fischer und seiner Frau“ erinnert. Die farbenfrohen, ansprechenden Illustrationen laden zum Verweilen ein und geben Raum, um über das Erzählte ins Gespräch zu kommen. Beim wiederholten Vorlesen lassen sich auf den Bildern immer wieder neue Details entdecken. Um ausgehend von den Illustrationen schon vor dem gemeinsamen Lesen der Geschichte in den Austausch über das Buch zu kommen, kann die Methode „Bilderbuchgalerie“ genutzt werden.
Das Bilderbuch eignet sich zum Vorlesen in Kita und Grundschule und als Geburtstagsgeschenk, mit dem sich die Zeit bis zum nächsten Geburtstag perfekt überbrücken lässt.
Daniel Fehr, Miriam Zedelius: Jeden Tag Geburtstag. München: Tulipan, 2024. Ab 6 Jahren.